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Frauenraffinesse
Kaffee zum Frühstück - fast wie immer,
kredenzte ihm Frau Schimmer.
Doch er wäre gewesen entsetzt,
hätt’ er gewusst, das Getränk war versetzt
mit leichten Dosen von Strychnin;
geschmacklich übertüncht vom Koffein.
Die analgetisches Wirkung - oh wie klasse!
Da wollte er gleich noch ’ne zweite Tasse.
Doch nach einer starken dritten,
da konnte er nur noch zittern.
Schließlich kam die Atemnot
und war dann wie alle Ratten tot.
Quelle: "Quer durchs Leben - und darüber hinaus"
© Hubert Briechle
Hausfriedensbruch
Der Iglu ist sein Heim,
es kann auch wirklich kuschlig sein.
Doch wenn nachts die Decke bricht,
weil ein Eisbär auf sie drischt,
wird’s nicht nur frostig bitterkalt -,
nein, du hast auch dieses Vieh am Hals.
Der Eisbär hat nicht viel am Hut
mit Anstand oder lang’ Disput.
Er macht sich viel mehr richtig breit,
schiebt den Inuit beiseit’,
nimmt dann seine Frau so richtig her
und verspeist ihn zum Dessert.
Quelle: "Quer durchs Leben - und darüber hinaus"
© Hubert Briechle
Schatzsuche
Die Suche nach Schätzen und Metall -
sie blüht bei uns fast überall.
Mit Detektoren - feinjustiert vom Spezialisten -
wollen sie sämtliche Regionen durchmisten.
Manch’ Dose, Teller oder Planke liegen da ’rum,
doch plötzlich macht’s einen riesen Bumm.
Ein übles Vermächtnis der Alliierten,
das sie leider nicht mit einkalkulierten:
Feine Teilchen aus menschlichen Fetzen,
die jetzt hier den Waldboden benetzen.
Quelle: "Quer durchs Leben - und darüber hinaus"
© Hubert Briechle
Ikarus’ Erben
Es segelt flott der Kiter
übern See recht heiter.
Der Drachen zieht ihn in die Höh’,
weil er erfasst wird von der Bö’.
Sie trägt ihn hoch zum Wolkenrand
bis er platscht hernieder an des Ufers Sand.
Er sieht jetzt aus wie Grütze;
ist leider nur noch gut und nütze
für Tiermehl, Hundefutter und dergleichen -
oder was sonst tun mit Leichen?
Quelle: "Quer durchs Leben - und darüber hinaus"
© Hubert Briechle
Teutonische Marotten
Es handelt sich um eine analoge Buchung.
Viele sehen sie als deutsche Heimsuchung;
Wird das Handtuch zeitig-früh platziert,
schon ist am Pool die Liege reserviert.
So kann’s schnell geben dicke Luft;
der Bucher wird sogar gesehen als Schuft.
Im Urlaub will man doch entspannen;
man sollte diesen Vorgang ganz verbannen!
Um zu vermeiden solche Prozedur,
nimm’ eine Liege mit Zeitschaltuhr.
So darf sie jeder eine halbe Stunde nutzen -
der andre kann einen Döner unterdes verputzen.
Quelle: "Quer durchs Leben - und darüber hinaus"
© Hubert Briechle
Der Lebensfaden
Die Erziehung schlug gänzlich fehl,
daraus machen sie heute keinen Hehl.
Wie weit ist er nur abgedriftet,
wie tief in die Gosse geschlittert?
Das ist jeden Tag zu sehen,
wenn wir nur unter die Brücken gehen.
Sie kippen Alkohole literweise
in sich hinein statt zu nehmen Speise.
Oder sie setzen sich den gold’nen Schuss;
manche machen auch mit Crystal Schluss.
Wenn das Leben ist noch unwürdiger als das
Sterben -
das wollten die Eltern ihnen nicht vererben.
Quelle: "Quer durchs Leben - und darüber hinaus"
© Hubert Briechle
In der Steppe
Ein Büffel durch die Steppe rennt;
er beinah’ jeden Busch persönlich kennt.
Doch da lag ein hinterlistiger Stein,
der stellte ihm ein Bein gemein.
Der Bulle kommt ins Straucheln,
er hört schon hinter sich ein Fauchen
von Kätzchen wunderbar und lieb -
ein Geripp’ ist alles, was letztlich von ihm blieb.
Quelle: "Quer durchs Leben - und darüber hinaus"
© Hubert Briechle
Tante Käthe
Es war ein Maitag im April,
da war das Meer so seltsam still.
Und als der Wind von Norden wehte,
stieg aus den Fluten Tante Käthe.
Ihr Mund war fürchterlich verschlissen
sie hatte einen Hai gerissen!
Quelle: "Quer durchs Leben - und darüber hinaus"
© Hubert Briechle
Unfall?
Zerfleddert sind die Läppchen
wie ausgefranste Säckchen.
Wie ist es nur dazu gekommen?
Hat sie den falschen Stab genommen?
Zum Pürieren nimmt sie drum
die Bohrmaschine - doch warum?
Quelle: "Quer durchs Leben - und darüber hinaus"
© Hubert Briechle
Vorsicht Hund
Herr Dobermann, Herr Dobermann,
jetzt schau dir diese Wurst mal an!
Du hast sie nicht redlich erworben
und auch Frau Meiers Lust verdorben.
Herr Meier ist so konsterniert;
er ist jetzt mittig amputiert.
Quelle: "Quer durchs Leben - und darüber hinaus"
© Hubert Briechle