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Was ist der Mensch für ein sonderbares Geschöpf! Aber gut, daß er so ist, daß er den Verzerrungen des Schmerzes eine possierliche Grimasse, der furchtbarsten Leidenschaft ihre Lächerlichkeit abzugewinnen versteht.
Quelle: "Gesammelte Schriften | Band 2 | XXVI - Der ewige Jude" 1829-1834
Die Fürsten hätten sich und ihren Völkern viel Unglück ersparen können, wenn sie die Hofnarren nicht abgeschafft hätten. Seit die Wahrheit nicht mehr sprechen darf, handelt sie.
Löwen und Despoten sehen schärfer in der Dunkelheit als bei Tage.
Über die Schwächen der Menschen zu spotten, das ist ein selbstmörderisches Handwerk. Man kann dem Kritiker vorwerfen: Du gleichst dem Kinde, welches das Bild im Spiegel für etwas Fremdes hält.
Der Eigensinn einer Frau ist auf eine ganz wunderliche Art befestigt. Der Graben ist hinter dem Walle, und hat man die steilsten Einwendungen erstiegen und glaubt, jetzt wäre alles geschehen, entdeckt man erst, daß das Schwerste noch zu tun sei.
Quelle: "Gesammelte Schriften | Band 2 | XXVI - Der ewige Jude" 1829-1834
Die Irrtümer eines großen Geistes sind belehrender als die Wahrheiten eines kleinen.
Um einer Wahrheit Dasein wird selten gestritten; gekämpft wird nur um die Grenzen einer Wahrheit.
Quelle: "Gesammelte Schriften | Band 1 | Vermischte Aufsätze " 1829-1834
Die öffentliche Meinung ist eine See, und man behandelt sie wie eine Suppe. Verrückte Köche stehen vor ihr - der eine wirft Salz hinein, der andere Zucker; ein dritter kommt mit dem Schaumlöffel, die Blasen abzuheben, ein vierter bläst, daß ihm die Backen schmerzen, ein fünfter will sie aufessen; ein sechster sie dem Haushunde vorsetzen; ein siebtenter sie in das Spülfaß schütten. Wahrhaftig, die Kinder auf der Gasse werden euch noch auslachen!
Der Staat, die Wiege der Menschlichkeit, ist ihr Sarg geworden.
Tyrannen sind in unseren Tagen die gefährlichsten Freiheitsprediger.
Quelle: "Fragmente und Aphorismen - Aus meinem Tagebuche" 1830
Soll man die Menschheit beweinen oder über die Menschen lachen? Jeder, wie er will: es ist eines wie das andere. Ob wir spotten oder ernst sind, kriechen oder hüpfen, zaudern oder fortstürmen, hoffen oder fürchten, glauben oder zweifeln – am Grabe begegnen wir uns alle. Doch eins ist, was nützt: die Klarheit. Eins ist, was besteht: das Recht. Eins ist, was besänftigt: die Liebe.
Es ist wunderlich zu sehen, wenn die Reisenden, besonders die Engländer, über das unaufhörliche Betrachten und Durchblättern der Karten, Kupferstiche und Panoramen vom Rhein die Landschaft selbst übersehen. Bei der Schnelligkeit der Dampfschiffe verliert man die Orte und Punkte aus dem Gesichte, ehe man aus dem Buch ersehen, wie sie heißen, wie es einem Engländer mit Bacharach erging, der, bis er den Namen des Orts im Buche gefunden, ihn schon hinter sich hatte und den nächstliegenden Ort für Bacharach hielt. Es ist, als verstünden sie das Original, die Natur, nicht und müßten sich darum der Übersetzungen bedienen.