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Ignaz von Döllinger

* 28.02.1799 - † 10.01.1890


Zitate von Ignaz von Döllinger

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Luthers überwältigende Geistesgröße und wunderbare Vielseitigkeit machte ihn zum Manne seiner Zeit und seines Volkes: es hat nie einen Deutschen gegeben, der sein Volk so ganz erfaßt, ich möchte sagen eingesogen hatte wie dieser Augustinermönch zu Wittenberg. Sinn und Geist der Deutschen waren in seiner Hand wie die Leier in der Hand des Künstlers. Hatte er ihnen doch auch mehr gegeben, als jemals in christlicher Zeit ein Mann seinem Volk gegeben hat: Sprache, Volkslehrbuch, Bibel, Kirchenlied. Alles, was die Gegner ihm zu erwidern oder an die Seite zu stellen hatten, nahm sich matt, kraft- und farblos aus neben seiner hinreißenden Beredsamkeit.


Jede schrankenlose Gewalt, über deren Gebrauch der Besitzer niemand Rechenschaft abzulegen hat, wird mißbraucht, oft in der besten Absicht mißbraucht, und weise ist nur der, welcher in richtiger Erkenntnis der eigenen Kurzsichtigkeit die Schranke, die seiner Willkür gesetzt ist, willkomen heißt.


Der Rang, welchen eine Nation unter den Völkern einnimmt, entscheidet sehr häufig auch über die Beachtung ihrer Leistungen und Geistesfrüchte von Seiten der Welt.


Zwei Klippen sind es, deren Vermeidung wir den Studierenden vor allem wünschen: erstens, die Beschränkung des Studiums auf das zum Examen Erforderliche, zweitens den Dilettantismus des Studierens, wenn einer durch Neigung und geistige Bequemlichkeit sich beherrschen läßt und aus dem organisch gegliederten Stoffe nur das herausnimmt und betreibt, was sich als das leichtere oder die Wißbegierde mehr reizende darstellt. Beide Verirrungen sind ebenso häufig als schädlich.


Keine Gesetzgebung des Altertums hatte so trefflich gegen Verarmung eines Teils der Nation, gegen die Entstehung eines Proletariats gesorgt, als die hebräische. Eigentliche Bettler gab es in Judäa wohl nicht; die hebräische Sprache hat gar kein Wort für den Bettel.


Quelle: "Die Lehren des Judentums" - 1729