Insgesamt finden sich 76 Texte im Archiv.
Es werden maximal 7 Texte, täglich wechselnd, angezeigt.
Schund. Man muß so gute Sachen lesen, daß einem der Schund nicht mehr gefällt.
Quelle: "Form ist alles. Aphorismen." Ausgewählt von Ralph Rainer Wuthenow. R. Piper-Verlag, München - 1955
Romanhelden. Nichts ist fader, als wenn sich der Autor in seinen Helden vergafft, sich mit ihm identifiziert, alles auf ihn bezieht, alles und alle andern Personen mit dessen Augen sieht. Gegenmittel: Man schreibe nie einen Roman, dessen Held man selbst ist. Wenn der Erzähler nichts anderes zu geben hat als sich selbst, son coeur mis à nu, wird er besser Wanderprediger oder, falls er keine Stimme hat, Heldentenor.
Quelle: "Form ist alles. Aphorismen." Ausgewählt von Ralph Rainer Wuthenow. R. Piper-Verlag, München - 1955
Frühreif. Die Sprachverarmung von Montaigne bis Voltaire! Wie ein Klavier, dem die untern und die obern Oktaven fehlen, und das auch in der Mittellage keine schwarzen Tasten hat. Seit dem 15. Jahrhundert keine Mundarten mehr, nur noch Patois ... Zu früh fertig, zu früh >klassisch<. Cette maturité trop précoce (Rivarol) = Adernverkalkung.
Quelle: "Form ist alles. Aphorismen." Ausgewählt von Ralph Rainer Wuthenow. R. Piper-Verlag, München - 1955
Analogien. Nur die vergleichende Weltliteratur liefert Erkenntnisse; nicht mir Geschichte der Literatur, sondern auch der übrigen Künste. Nichts ist isoliert. Alles hat Analogien, nur Analogien erklären.
Quelle: "Form ist alles. Aphorismen." Ausgewählt von Ralph Rainer Wuthenow. R. Piper-Verlag, München - 1955
Vereinfachen. Wir sind ... davon überzeugt, daß nur die einfachen Werke fortleben; daß nur sie wirklich künstlerisch sind; daß es zum Wesen der Kunst gehört, daß dies vielleicht das Wesen der Kunst ist: zu vereinfachen.
Quelle: "Form ist alles. Aphorismen." Ausgewählt von Ralph Rainer Wuthenow. R. Piper-Verlag, München - 1955
Wagner. Allerdings ist die Ermüdung eine wesentliche Voraussetzung der Wagner’schen Kunst; sie entwickelt die Fähigkeit, durch Klangwogen hypnotisiert zu werden.
Quelle: "Form ist alles. Aphorismen." Ausgewählt von Ralph Rainer Wuthenow. R. Piper-Verlag, München - 1955
— Die Berührung der Sphären. Der Essay wird zur Dichtung. Hier weht der Odem der großen, der Weltliteratur. Tiefe Dinge werden mit einer schwebenden Leichtigkeit gesagt, die seit Platon verloren schien, und alltägliche mit einem Licht überstrahlt, daß sie wie verwandelt dastehen. Es ist seltsam, wie Hofmannsthal durch seinen Tod gewachsen scheint: entrückter und zugänglicher, höher und menschlicher zugleich.
Quelle: "Form ist alles. Aphorismen." Ausgewählt von Ralph Rainer Wuthenow. R. Piper-Verlag, München - 1955