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Eduard Mörike

* 08.09.1804 - † 04.06.1875

Illustration mit dem Titel: Idylle vom Bodensee oder Fischer Martin
"Idylle vom Bodensee oder Fischer Martin"
Illustration von © Michael Blümel

Zitate von Eduard Mörike

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Zum neuen Jahr

Wie heimlicher Weise
ein Engelein leise
mit rosigen Füßen
die Erde betritt,
so nahte der Morgen.
Jauchzt ihm, ihr Frommen,
ein heilig Willkommen,
ein heilig Willkommen!
Herz, jauchze du mit!

In ihm seis begonnen,
der Monde und der Sonnen
an blauen Gezelten
des Himmels bewegt!
Du Vater, du rate!
Lenke du und wende!
Herr, dir in die Hände
sei Anfang und Ende
sei alles gelegt!


Leg alles still in Gottes Hände,
das Glück, den Schmerz,
den Anfang und das Ende.


Er ist’ s

Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
-Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab ich vernommen!


In dieser Winterfrühe
wie ist mir doch zumut!
O Morgenrot, ich glühe
vor deinem Jugendblut.

Es glüht der alte Felsen
und Wald und Burg zumal,
berauschte Nebel wälzen
sich jäh hinab ins Tal.

Mit tatenfroher Eile
erhebt sich Herz und Sinn
und flügelt goldne Pfeile
durch alle Ferne hin.

Ach wohl! was aus mir singet
ist nur der Liebe Glück,
die wirren Töne schlinget
sie sanft in sich zurück.


Die Sophisten und die Pfaffen
stritten sich mit viel Geschrei:
Was hat Gott zuerst erschaffen
wohl die Henne, wohl das Ei?
Wäre das so schwer zu lösen?
Erstlich ward das Ei erdacht,
doch, weil noch kein Huhn gewesen,
Schatz, so hat’s der Has’ gebracht.