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Rainer Maria Rilke

* 04.12.1875 - † 29.12.1926


Zitate von Rainer Maria Rilke

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Ich sehne oft nach einer Mutter mich, Nach einer stillen Frau mit weißen Scheiteln. In ihrer Liebe blühte erst mein Ich.


Unser Wille ist nur der Wind, der uns drängt und dreht, weil wir selber die Sehnsucht sind, die in Blüten steht.


Je mehr Liebe man gibt, desto mehr besitzt man davon.


Schau ich die blaue Nacht, vom Mai verschneit, in der die Welten weite Wege reisen, mir ist: Ich trage ein Stück Ewigkeit
in meiner Brust. Das rüttelt und das schreit und will hinauf und will mit ihnen kreisen...
Und das ist Seele.


Und in den dunklen Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit.


Das ist mein Streit:
Sehnsuchtgeweiht durch alle Tage schweifen.
Dann, stark und breit, mit tausend Wurzelstreifen
tief in’s Leben greifen
und durch das Leid weit aus dem Leben reifen,
weit aus der Zeit!


Lieben

I.
Und wie mag die Liebe dir kommen sein?
Kam sie wie ein Sonnen-, ein Blütenschein,
kam sie wie ein Beten? - Erzähle:
 
Ein Glück löste leuchtend aus Himmeln sich los
und hing mit gefalteten Schwingen groß
an meiner blühenden Seele....
 
II.
Das war der Tag der weißen Chrysanthemen, -
mir bangte fast vor seiner schweren Pracht...
Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen
tief in der Nacht.
 
Mir war so bang, und du kamst lieb und leise, -
ich hatte grad im Traum an dich gedacht.
Du kamst, und leis wie eine Märchenweise
erklang die Nacht....


Wenn etwas uns fortgenommen wird, womit wir tief und wunderbar zusammenhängen, so ist viel von uns selber mit vortgenommen. Gott aber will, dass wir uns wiederfinden, reicher um alles Verlorene und vermehrt um jeden unendlichen Schmerz.


Darfst das Leben mit Würde ertragen,
nur die Kleinlichen macht es klein;
Bettler können dir Bruder sagen,
und du kannst doch ein König sein.


Künstler sein, heißt: nicht rechnen und zählen, reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt und getrost in den Stürmen des Frühlings steht, ohne die Angst, daß dahinter kein Sommer kommen könnte. Er kommt doch. Aber er kommt zu den Geduldigen, die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge, so sorglos, still und weit.


Quelle: "Weisheiten der Welt." Herausgegeben von Alfred Grunow. Bd. 1. Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung, Berlin