Insgesamt finden sich 68 Texte im Archiv.
Es werden maximal 7 Texte, täglich wechselnd, angezeigt.
Halte fest: Du hast vom Leben doch am Ende nur dich selber.
An die Freunde
Wieder einmal ausgeflogen,
Wieder einmal heimgekehrt;
Fand ich doch die alten Freunde
Und die Herzen unversehrt.
Wird uns wieder wohl vereinen
Frischer Ost und frischer West?
Auch die losesten der Vögel
Tragen allgemach zu Nest.
Immer schwerer wird das Päckchen,
Kaum noch trägt es sich allein;
Und in immer engre Fesseln
Schlinget uns die Heimat eln.
Und an seines Hauses Schwelle
Wird ein jeder festgebannt;
Aber Liebesfäden spinnen
Heimlich sich von Land zu Land.
Elisabeth
Meine Mutter hat’s gewollt,
Den andern ich nehmen sollt;
Was ich zuvor besessen,
Mein Herz sollt es vergessen;
Das hat es nicht gewollt.
Meine Mutter klag ich an,
Sie hat nicht wohlgetan;
Was sonst in Ehren stünde,
Nun ist es worden Sünde.
Was fang ich an?
Für all mein Stolz und Freud
Gewonnen hab ich Leid.
Ach, wär das das nicht geschehen,
Ach, könnt ich betteln gehen
Über die braune Heid.
Trost
So komme, was da kommen mag!
Solang du lebst, ist es Tag.
Und geht es in die Welt hinaus,
wo du mir bist, bin ich zu Haus.
Ich seh dein liebes Angesicht,
ich sehe die Schatten der Zukunft nicht.
Der Nebel steigt, es fällt das Laub; schenk ein den Wein, den holden,
wir wollen uns den grauen Tag vergolden, ja vergolden.
Für meine Söhne
Hehle nimmer mit der Wahrheit!
Bringt sie Leid nicht, bringt sie Reue;
doch, weil Wahrheit eine Perle,
wirf sie auch nicht vor die Säue.
Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht; doch zu Zeiten
sind erfrischend wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.
Wackrer heimatlicher Grobheit
setze deine Stirn entgegen;
artigen Leutseligkeiten
gehe schweigend aus den Wegen.
Wo zum Weibe du nicht die Tochter
wagen würdest zu begehren,
halte dich zu wert um gastlich
in dem Hause zu verkehren.
Was du immer kannst, zu werden,
Arbeit scheue nicht und Wachen,
aber hüte deine Seele
vor dem Karrieremachen!
Wenn der Pöbel aller Sorte
tanzt um die goldnen Kälber,
halte fest: du hast vom Leben
doch am Ende nur dich selber.
Das ist das Größte, was dem Menschen gegeben ist, daß es in seiner Macht steht, grenzenlos zu lieben.