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In der Einfalt finden wir die Entspannung nach gewagten Spekulationen.
Quelle: "Betrachtungen und Maximen" - 1746
Ich verachte die Strenge und halte sie nicht für unbedingt nötig. Waren die Römer streng? Verbannten sie nicht Cicero, weil er die Hinrichtung des Lentulus veranlaßt hatte, der doch des Verrats schuldig erkannt worden war? Und begnadigte der Senat nicht die Mitschuldigen des Catilina? So herrschte die mächtigste Nation der Welt. Und wir, ein kleines, grausames Völkchen, glauben immer verurteilen und strafen zu müssen.
Quelle: "Betrachtungen und Maximen" - 1746
Was uns die Eitelkeit der andern unerträglich macht, ist, weil sie die unsere verletzt.
Quelle: "Réflexions et maximes" - 1796
Nicht zu jeder Zeit kann man sich an alle guten Vorbilder und Maximen halten.
Über große Demütigungen trösten wir uns selten - wir vergessen sie.
Manche Werke veralten um derselben Vorzüge willen, um derentwillen sie nachgeahmt wurden.
Quelle: "Betrachtungen und Maximen" - 1746
Das Gefühl verdächtige ich nicht, falsch zu sein.
Quelle: "Betrachtungen und Maximen" - 1746
Wer sind jene, die behaupten, die Welt sei alt geworden? Ich glaube es ihnen wohl. Ehrgeiz, Ruhmsucht, Liebe, alle Leidenschaften sind nicht mehr so stürmisch wie in früheren Tagen, nicht mehr so laut und verwirrend. Aber nicht, weil vielleicht ihre Kraft abgenommem hat, nein, weil man sie ableugnet, weil man sie auf Schritt und Tritt bekämpft, weil man uns beigebracht hat, sich ihrer zu schämen. Und so gleicht heute die Welt einem Greis, der alle Lust der Jugend in sich trägt, sie aber vor sich selbst und anderen verbirgt. Entweder, weil er wirklich enttäuscht ist oder weil er als enttäuscht gelten möchte.
Quelle: "Betrachtungen und Maximen" - 1746
Von Greisen sind nicht viele Dienste zu erwarten.
Festigkeit oder Schwäche im Tod hängt von der letzten Krankheit ab.
Ich verehre einen Schriftsteller, der Zeiten und Länder überblickt, die kleine Zahl der Ursachen mit der Vielzahl ihrer Wirkungen erkennt, der die Vorurteile und Sitten der verschiedenen Jahrhunderte miteinander vergleicht, der mich durch Beispiele, die er aus den Bereichen der Malerei und Musik nimmt, die Gewalt der Beredsamkeit und die Verwandtschaft aller Künste erkennen läßt. Gelingen einem solchen Schriftsteller dazu noch richtige Folgerungen, ist er in meinen Augen ein großer Genius. Schließt er falsch, vermute ich, daß er die Gegenstände nicht richtig unterscheidet oder ihre Zusammenhänge nicht mit einem einzigen Blick überschauen kann. Oder aber, daß er doch nicht die wirkliche Weite und Tiefe des bedeutenden Geistes besitzt.
Quelle: "Betrachtungen und Maximen" - 1746
Man muss die Kraft des Körpers erhalten, um die des Geistes zu bewahren.
Quelle: "Betrachtungen und Maximen" - 1746
Große Männer unternehmen große Dinge, weil sie groß sind; die Narren, weil sie sie für leicht halten.
Gnade ist besser als Gerechtigkeit.
Quelle: "Betrachtungen und Maximen" - 1746
Newton, Pascal, Racine, Bossuet, Fénélon, also die aufgeklärtesten Köpfe des philosophischesten aller Jahrhunderte, haben in der Vollkraft ihres Geistes und Lebens an Jesus Christus geglaubt, und der große Condé wiederholte auf dem Totenbett die Worte: "Ja, wir werden Gott schauen wie er ist, sicuti est, facie ad faciem."