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Spruch des Tages

Tragisch.
Ist Arroganz nur der permanente, immer wieder scheiternde Versuch, übermäßige Schüchternheit zu überwinden? Nichts anderes als Kompensation sozialer Defizite wie Negieren der Schüchternheit, Überspielen von Minderwertigkeitsgefühlen und der Versuch, das Selbstwertgefühl durch Verschmähung freier und offener zwischenmenschlicher Kontakte zu steigern? - aller Welt durch scheinbare Unnahbarkeit zeigen, dass man sie nicht will, obwohl man in Wahrheit ohne sie nicht kann? Dieses Verhalten dient der Aufrechterhaltung eines positiven Selbstbildes. Der Preis dafür: Die soziale Isolation wächst, durch Vermeidung und mangelndes Training wird der soziale Schaden mit der Zeit immer größer. Also - betrachten wir Arroganz als soziale Schwäche und verzeihen ihr. Sehen wir sie als Ergebnis des Versuchs, aus sozialer Inkompetenz überlegene Dominanz – aus der Not eine Tugend zu machen. Der arrogante Mensch braucht insgeheim das am nötigsten, was er verschmäht und verachtet: den nachgiebigen, ihn bewundernden Anderen; den Gläubigen. Arroganz, dieses scheinbar starke, unerschütterliche, übermäßig zur Schau getragene Selbstbewusstsein, das, jeden potentiellen Zweifel vorwegnehmend, dem bewundernden Mitmenschen ungefragt demonstriert: Ich bin mir genug – ich brauche dich nicht; und eben diesen Mitmenschen doch so nötig braucht um ihn zu dominieren und damit stets erneut das flüchtige Gefühl der Überlegenheit zu festigen. Arroganz ist in der Regel keine bewusste Einstellung, sondern unbeabsichtigte äußere Wirkung seelischer Unsicherheit.


Quelle: "UNREINE GEDANKEN"
© Jens Schiermann

Jens Schiermann